„Die Universität Hamburg räumt den Studierenden eine letzte Möglichkeit ein, die Exmatrikulation zu vermeiden. Bis spätestens 14 Tage nach Erhalt des Bescheides können sie die Gebühren noch begleichen. (...) Jeder, der diese Chance nicht nutzt, muss sich über die Konsequenzen klar sein. Das sind wir den Studierenden, die gezahlt haben und nun mit Recht eine Verbesserung ihrer Studienbedingungen erwarten, schuldig.“
Monika Auweter-Kurtz, Präsidentin der Uni HH, in einer Pressemitteilung vom 26.7.2007
Mit ihrer Pressemitteilung flankiert die Unipräsidentin legitimatorisch die aktuelle Versendung eines „Exmatrikulationsschreiben“ betitulierten Dokuments an 1.939 Studierende. Der erhobene Zeigefinger soll alle Unbraven, die bisher noch nicht die Studiengebühren gezahlt haben, schnell noch auf Spur bringen; eine Gnadenfrist räumt der weibliche pater familias den Kinderchen ein. Husch, husch ins Körbchen! Unter Androhung gesellschaftlicher Isolation sollen alle sich unterordnen, die Studierenden der Verwaltung, diese wiederum der Präsidentin, jene der Behörde und über allen denke und lenke die Handelskammer. Die Postverschickung und ihre öffentliche Bekanntmachung dienen wesentlich der Einschüchterung, denn Imponiergehabe und Disziplinargewalt sind die Kernelemente des hysterischen Versuchs, die zunehmende Krise der Befürwortung, Einführung und Erhebung der Studiengebühren zu managen.
Diese Krise hat drei Elemente: Erstens wird durch den solidarischen Boykott der Studiengebühren der beabsichtigten Kommerzialisierung eine Absage erteilt und die gesellschaftliche Notwendigkeit massenhafter, kritischer Qualifikation für humane Entwicklung zur Geltung gebracht. Die praktische Verallgemeinerung der Solidarität ist die Emanzipation gegen die giftige Suggestion der Alternativlosigkeit individueller Anpassung an die Verschlechterungen. Zweitens belegen Sozialstudien, der aktuelle Rückgang der Studierendenzahlen und massenhafte Befreiungsanträge sowie ihre restriktive Handhabung allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz die soziale Selektivität der Gebühren. Drittens findet erwartungsgemäß das Ammenmärchen von paradiesischen Studienbedingungen durch Gebühren keine Entsprechung in der Realität. Statt dessen ist der Verlust der Studierenden, die die Universität bereits auf der Flucht vor den Gebühren verlassen haben, die größte Verschlechterung; die Kommilitoninnen und Kommilitonen fehlen allen für eine gemeinsame positive Entwicklung. Die Studierenden „erwarten“ keine „Verbesserung ihrer Studienbedingungen“ von einer Maßnahme, deren Inhalt Kommerzialisierung, Leistungshetze und Ellenbogeneinsatz sind.
Schuld am den ganzen Desaster aber, so die ignorante Botschaft der Präsidentin, seien die zahlungssäumigen Studierenden. Die Sündenböcke seien daher zum herbeifabulierten Wohlgefallen ihrer KommilitonInnen zu exmatrikulieren, dann werde alles gut. Dieser plumpe Spaltungsversuch ist ernst zu nehmen, zurückzuweisen, peinlich und zu verlachen. Solidarisches Hinterfragen des Gang und Gäbe und die daraus begründete praktische Widerständigkeit sind das maximale Kontra zum Bravheitsgebot. Die Aktivitäten, die die aktuelle Krise der Gebührenbefürworter hervorgebracht haben, sind weiter zuzuspitzen: das sind vordringlich die Unterstützung des HfbK-Boykotts, die Vorbereitungen des Boykotts an der Uni im kommenden Wintersemester und fortgesetzte analytisch begründete humanistische Gegnerschaft zu den Gebühren und ihren Befürwortern.
FSRK und AStA rufen auf:
Zur Information und Beratung, wie alle nichtzahlenden Kommilitonen immatrikuliert bleiben und die rechtswidrige Drohung zurückgewiesen werden kann, veranstalten FSRK und AStA
am Donnerstag, den 2.8.2007, um 11 Uhr, im PHIL-Turm
eine Diskussionsveranstaltung, zu der auch der Anwalt der Verfaßten Studierendenschaft kommen wird. Dort sollen mögliche juristische Schritte erörtert werden, die Fortsetzung der politischen Aktivitäten beraten und Möglichkeiten, gemeinsam das Geld ggf. aufzutreiben, entwickelt werden.
Weitere Infos:
– Von den Teilnehmenden der von AStA und Fachschaftsrätekonferenz (FSRK) organisierten studentischen Versammlung beschlossene Erklärung für ein gemeinsames Vorgehen gegen die Exmatrikulationsdrohung
– Was tun, wenn Du wegen der allgemeinen Studiengebühren einen „Exmatrikulationsbescheid“ von der Universität erhalten hast? Leitfaden gegen die Exmatrikulation